Jarama (ESP) | 5. – 6. Oktober 2019
Ein Pokal und zufriedene Gesichter
Am Abend, wenn sich erst einmal alle Teams auf der weitläufigen Finca in der Nähe von Jarama zur Meisterschaftsfeier eingefunden haben, kommt der Moment, in dem der Stress einer ganzen Saison abfällt. In dem man den Teamgeist, überstandene Schlachten und das erreichte Ergebnis feiert, selbst wenn das im einen oder anderen Fall nicht ganz den Erwartungen zu Saisonbeginn entsprechen mag. Einige der Ehrengäste bei der FIA-Gala, auf der die Fahrer (und eine Fahrerin) geehrt und die Gewinner der European Truck Racing Championship 2019 ausgezeichnet werden, betonten immer wieder, dass der Korpsgeist der Truckracer in dieser Form absolut einmalig sei.
Teamchef Sven Walter zog in dieser gelösten Atmosphäre denn auch eine positive Bilanz des Jahres 2019, trotz aller Schwierigkeiten:
„Unser großes Pech war der Ausfall bei den Testtagen in Most. Wir haben in der vergangenen Winterpause viel geändert am Truck, um das optimal zu justieren, braucht es einfach Testkilometer. Wenn man die nicht hat, ist das während des Jahres nicht mehr aufzuholen. Trotzdem war die Saison ganz gut, mit Höhen und Tiefen. So gesehen können wir zufrieden sein und mit den vielen neuen Erkenntnissen, die wir dieses Jahr gewonnen haben, weiter arbeiten.“
Für André Kursim gab es bei der Preisverleihung sogar einen Siegerpokal – er war der beste der jungen Fahrer und erhielt die Auszeichnung in der Kategorie „Young Guns“. Kursim schloss die Saison in der Gesamtwertung auf Platz 8 ab. Nachdem Jochen Hahn ja seinen Titelgewinn bereits am Vorwochenende in Le Mans perfekt gemacht hatte, ging es in Jarama noch um etliche „kleine“ Entscheidungen. Zum Beispiel zwischen Antonio Albacete und Adam Lacko – wer würde am Ende Vizemeister werden? Hier setzte sich Albacete auf seiner Heimstrecke im Fotofinish durch.
Auch für André Kursim war ein Platz höher im Gesamtklassement noch möglich. Sein direkter Konkurrent dabei: René Reinert, der vor dem Finale mit knappem Vorsprung auf Platz Sieben rangierte. Kursim war zwar in den vier finalen Wertungsläufen einen Hauch besser als sein Konkurrent und bekam in Summe einen Punkt mehr gutgeschrieben. Was aber nicht reichte, um den Markenkollegen doch noch zu überflügeln.
Letztlich war es das erste Championshiprace, das schon eine Vorentscheidung mit sich brachte. Da war Kursim im Startgetümmel hinter Anthony Janiec gelandet – und den zu überholen, ist ein besonderes Kunststück. Um keinen Ausfall zu riskieren, beschied sich Kursim nach einigen vergeblichen Versuchen mit der Verfolgerrolle und kam nach zwölf Runden mit vier Zehntelsekunden Rückstand auf den Franzosen als Elfter ins Ziel. Der wiederum hatte über fünf Sekunden auf Jamie Anderson verloren. Im Rennen 2 arbeitete sich André dann auf Platz 8 vor, die Sonntagsrennen schloss er auf den Plätzen 9 und 7 ab.
Auch Kursim zog eine positive Saisonbilanz:
„Der Truck läuft sehr gut, mit ein wenig Glück, können wir bei den Rundenzeiten mit den Top 5 mithalten. Was uns in der Gesamtwertung auch ein wenig zurückgeworfen hat, war das Pech am Nürburgring. Das ist bei der Leistungsdichte nicht mehr aufzuholen“.
Jetzt erholt sich das Team erst einmal einige Tagen von den Strapazen der zweiten Saisonhälfte. Aber ab Mitte November laufen die Vorbereitungen für die Saison 2020 an – „mit Power“, wie Teamchef Walter verspricht.